Gemeinwohlbilanz

Gemeinwohlbilanz

Nachhaltig handeln zum Gemeinwohl – Ist das messbar? Steuerberatungskanzlei Hans-Peter Heinrich erstellt GWÖ-Bilanz

Wie lässt sich Nachhaltigkeit, soziales und ökologisches Engagement eines Unternehmens hinsichtlich des Beitrags zum Gemeinwohl sichtbar machen?

Montag morgen 9 Uhr, das Team der Steuerberatungskanzlei Hans-Peter Heinrich trifft sich zum wöchentlichen Jour fixe. Hier werden alle offenen Fragen zu Mandaten-Themen besprochen, neue Ideen diskutiert und wichtige innerbetriebliche Entscheidungen wie z.B. Neueinstellungen gemeinsam getroffen.
„Mein Ziel ist es, bei aller Notwendigkeit zu Wirtschaftlichkeit ein sozialer Arbeitgeber zu sein und ein Arbeitsumfeld zu erschaffen, das durch Selbstbestimmung und hohe Identifikation aller Beteiligten geprägt ist“, so Kanzlei-Inhaber Hans-Peter Heinrich. Die Idee ging auf, das Team besteht seit Jahren und wächst kontinuierlich an, man spürt im Raum den wohlwollenden, gegenseitig unterstützenden Umgang miteinander.

Neben sozialer Gerechtigkeit stehen seit Jahren auch die Themen Nachhaltigkeit und ressourcen-schonender Umgang immer wieder auf der Agenda der Jour-fixe-Meetings und es wurde auch schon einiges umgesetzt. So wurde beispielsweise die Digitalisierung der Geschäftsprozesse ständig vorangetrieben und die Geschäftsprozesse darauf konsequent ausrichtet und anpasst. Bereits circa 30 % des Buchhaltungsumsatzes erfolgt derzeit schon online über die DATEV Cloud, was eine enorme Ersparnis bei Papier-, Druck- und Versandkosten bedeutet. Durch weitere Investitionen in neue Hardware und einer Telefonanlage mit Konferenzsystem konnte zusätzlich der Stromverbrauch sowie Dienstreisen und Besprechungen bei Mandanten reduziert werden.

Ist Nachhaltigkeit und soziales Engegament messbar?

In einer der Montags- Team-Runden tauchten sie dann auf die Fragen…
Wie effektiv sind unsere Maßnahmen? Wieviel tragen wir damit tatsächlich für das Gemeinwohl bei? Wie machen das eigentlich andere? Können wir noch mehr tun?
„Über unsere externe Personalbetreuung kamen wir in Kontakt mit Ulrike Häussler von Team Weitblick und dem Thema Gemeinwohlökonomie und fanden das Thema und die damit verbundenen Möglichkeiten so spannend, dass wir uns entschlossen haben, ein Projektteam zu gründen und eine Gemeinwohlbilanz zu erstellen“ erläutert Hans-Peter Heinrich den Entscheidungs-Prozess.“

Wir sehen hiermit die Möglichkeit, uns selbst konkret und messbar zu bewerten und zusätzlich von anderen einschätzen zu lassen. Somit eröffnen wir uns Perspektiven für die Zukunft und Verbesserungspotenzial für unser Unternehmen“ so Heinrich.

Was ist eigentlich die Gemeinwohl-Ökonomie?

Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist eine international agierende gesellschaftliche Bewegung, die 2010 begründet wurde und seither von Unternehmen, Organisationen sowie engagierten Personen getragen und weiterentwickelt wird.

Sie versteht sich als ethisches Wirtschaftsmodell, dessen Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital sondern das Gemeinwohl ist. Grundgedanke ist, dass ein am Gemeinwohl orientiertes Wirtschaften zu einer gerechten Verteilung von Einkommen, Vermögen und Macht beiträgt und die Grenzen der natürlichen Ressourcen achtet.

Sie umfasst ein umfangreiches Konzept zur Förderung einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft. Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie demokratische Mitbestimmung und Transparenz sind zentrale Werte der GWÖ.

Die GWÖ-Bilanz

Ziel der Bewertung ist es, die Auswirkung der unternehmerischen Aktivitäten und Tätigkeiten auf das Gemeinwohl sichtbar zu machen.

Werden in einer konventionellen Handelsbilanz ausschließlich wirtschaftliche und monetäre Wertkategorien berücksichtigt, bewertet die Gemeinwohlbilanz den Erfolg eines Unternehmens nach neuen Maßstäben. Nicht der Finanzgewinn ist das Ziel, sondern der Mehrwert für das Gemeinwohl.

Der individuelle Beitrag eines Unternehmens zum Gemeinwohl wird auf Basis einer sogenannten Gemeinwohl-Matrix definiert und bewertbar gemacht. Im Rahmen der Bewertung wird beschrieben, wie die einzelnen Gemeinwohl Werte Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit und demokratische Mitbestimmung gegenüber den jeweiligen Berührungsgruppen Lieferanten, Mitarbeiter, Kunden, Finanzpartner/Eigentümer, und das gesellschaftliche Umfeld gelebt werden.

Dadurch lässt sich erkennen, wie weit sich das Unternehmen bereits entwickelt hat.

Im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten, das eigene nachhaltige Wirtschaften zu beschreiben, gibt die GWÖ-Bilanz sich nicht mit dem Status quo zufrieden, sondern zielt auf Weiterentwicklung. Es werden z.B. Hausaufgaben definiert, die bis zur Erstellung der nächsten Bilanz umgesetzt werden.

 

Maximal 1.000 Punkte können bei dieser Art der Bilanzierung erreicht werden. Die Kanzlei Hans-Peter Heinrich kommt auf 315 Punkte – ein guter Anfang. Bei der Bestandsaufnahme nach den Kriterien der Gemeinwohl-Bilanz konnte das Steuerberater-Team viele Häkchen machen, aber es gab es auch manche Überraschung, wie etwa beim Thema Mitarbeiterschulung.

Die Gemeinwohl-Ökonomie interessiert z.B. nicht, welche Schulungen meine angestellten Steuerberater oder ich als Inhaber mache“, erläutert Hans-Peter Heinrich. „da geht sie davon aus, dass diese sowieso notwendig sind. Die GWÖ fragt dagegen z.B. nach den Schulungsstunden von unserer Reinigungskraft. Das ist ein ganz anderer Ansatz, den wir uns erstmal bewusst machen mussten und der uns zunächst etwas erschreckt hat, da wir dachten, dass wir im Thema Schulungen gut waren“. Aber wir sind froh darüber, denn Ziel war ja, einen Anfang zu machen und Bearbeitungsfelder zu identifizieren bei denen wir weitermachen wollen, um dann bei der Folgebilanzierung im Jahr 2022 Verbesserungen dokumentieren zu können.

Geplant sind beispielsweise Mitarbeiterschulungen zur Gesundheit und Arbeitssicherheit am Arbeitsplatz und ökologische Verhalten nicht nur im betrieblichen Bereich, sondern auch im privaten Bereich. Des Weiteren ist eine nachhaltige Verankerung eines jährlichen Wertschätzungstages geplant.